12.05.2020
Umwelttechnik

Robert Körner zeigt die Lösungen von WEHRLE für den Wasserbehandlungssektor

WEHRLE steht für schlüsselfertige Gesamtlösungen auf dem Gebiet der Umwelttechnologie.
Mehr als 350 Referenzen in über 45 Ländern auf 5 Kontinenten belegen die Erfahrung von WEHRLE als Engineering-Unternehmen, Technologielieferant und Dienstleister für die Behandlung von hochbelasteten Abwässern und Abfall.
Robert Körner, Bereichsleiter Marketing & Strategischer Vertrieb, berichtet uns von den Lösungen, die WEHRLE der Wasserbehandlungsindustrie bietet.

Herr Körner, erzählen Sie uns etwas über die Geschichte von WEHRLE, von der Gründung 1860 bis zum heutigen Tag, 160 Jahre später.
WEHRLE wurde als kleine Schmiedewerkstatt gegründet und wuchs dank der Herstellung von Brauereiequipment – ein damals sehr großer Markt in Deutschland – schnell. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts begannen wir mit der Herstellung von Dampfkesseln für Kraftwerke und Ende des 20. Jahrhunderts für Müllverbrennungsanlagen.
Als wir die Behandlung von Abfällen in unser Portfolio aufnahmen, erkannten wir, dass auch eine technologische Antwort für das daraus entstehende Sickerwasser gefunden werden musste, weshalb WEHRLE im Jahr 1990 als Pionier den ersten MBR Membranbioreaktor für die Behandlung von Deponiesickerwasser baute. Das war der Beginn einer Erfolgsgeschichte – vor allem wenn man bedenkt, dass viele dieser ersten Anlagen noch heute in Betrieb sind!
In der Gegenwart hat sich unser Unternehmen, das noch von der Gründerfamilie in sechster Generation geleitet wird, als Technologieführer für die Behandlung schwieriger und komplexer Abwässer etabliert.

Welches sind die Hauptgeschäftsfelder Ihres Unternehmens im Bereich der Abwasserbehandlung?
Unser Hauptgeschäftsfeld ist nach wie vor die Behandlung von Sickerwasser sowie anderer Abwässer, die aus Abfall entstehen, wie beispielsweise Abwasser aus der mechanisch-biologischen Abfallbehandlung (MBA) oder der anaeroben Vergärung und sogar Gülle. Des Weiteren sind wir in all jenen Feldern aktiv, in denen unsere Hochleistungstechnologie dem Kunden einzigartige Vorteile bringen kann.
Der Industrie bieten wir nicht nur Lösungen für die Abwasserbehandlung sondern auch für die Wasseraufbereitung und -wiederverwendung bis hin zu Zero Liquid Discharge.
Die größten Vorteile unserer Technologien sind ihre Flexibilität, der geringe Platzbedarf und, als wichtigster Vorteil, das modulare Design, welches eine einfache Anpassung an mögliche Fracht- oder Volumensteigerungen ermöglicht. Unsere Kunden können sich so auf ihre geschäftlichen Wachstumspläne konzentrieren und müssen sich keine Sorgen um die Behandlung ihres Abwassers machen.

Welche Produkte und Lösungen bieten Sie an und wie wirken diese auf industrielle Prozesse?
Unser wichtigstes Produkt ist tatsächlich unser Prozess-Knowhow sowie die große Erfahrung unserer Ingenieure in verschiedenen Applikationen und was die Herkunft der Abwässer betrifft.
Dadurch können wir uns an die Bedingungen des jeweiligen Industriezweigs anpassen und die verschiedenen Behandlungsstufen, die notwendig sind, um den Bedürfnissen des Kunden gerecht zu werden, präzise konzipieren. Ein Beispiel hierfür ist die Erzeugung von Wasser, dessen Qualität für eine Wiederverwendung geeignet ist.
Obwohl wir über eine breites Technologieportfolio verfügen, lässt sich rückblickend sagen, dass die meisten unserer Referenzen unser MBR BIOMEMBRAT®-Verfahren beinhalten. Der Grund hierfür ist, dass diese Technologie ein wahres „Arbeitstier” ist und Vorteile bietet, die die meisten Kunden für ihre Abwasserbehandlung als unverzichtbar sehen: Zuverlässigkeit, Erfüllung anspruchsvoller Reinigungsziele, geringer Platzbedarf, Benutzerfreundlichkeit und niedrige Betriebskosten.
Hin und wieder ist es notwendig, den MBR mit anderen Vor- und Nachbehandlungstechnologien zu kombinieren, wie z. B. einer Nanofiltration, einer Umkehrosmose, Aktivkohle oder Verdampfern.
Im Bereich der kommunalen Wasseraufbereitung verfügen wir über unsere Deammonifikationstechnologie BIOMOX® – ein kontinuierliches Verfahren zur nachhaltigen Elimination von Stickstoff aus dem Rücklauf von Faultürmen.
In diesen Bereich bieten wir auch unsere kleinen und kompakten Verbrennungsanlagen zur thermischen Klärschlammverwertung an – ein Thema, welches momentan in Europa im Aufwind ist.

Mit welchen Branchen arbeiten Sie normalerweise bei der Behandlung von Industrieabwasser?
Das ist eine sehr wichtige Frage, denn jeder Industriezweig hat seine individuellen Bedürfnisse und konkreten Anforderungen an die Abwasserbehandlung. Wir haben Referenzen in der Pharmaindustrie mit Lösungen zur Elimination von Wirkstoffen, in der Haushalts- und Körperpflegeindustrie, deren Abwasser sehr komplex ist, in der chemischen Industrie und Petrochemie, in Molkereien, im Lebensmittelsektor, in Wäschereien und vielen anderen Industriesektoren.
Wir erhalten immer mehr Anfragen von Kundenseite bezüglich der Wiederverwendung von Wasser. Diese Applikation wird weltweit zu einer sehr gefragten Anwendung für viele Unternehmen, die ihren Wasserverbrauch und Wasserfußabdruck reduzieren wollen.

Herr Körner, in welchen Ländern ist WEHRLE derzeit vertreten und mit welchen Produkten und Lösungen?
Unser Hauptsitz ist in Deutschland. Wir haben Tochterunternehmen in Spanien, Großbritannien sowie der Schweiz und sind gerade dabei, neue Tochterfirmen in Russland und Malaysia zu gründen.
In vielen anderen Ländern arbeiten wir direkt oder mit Kooperationspartnern. Unsere Lösungen finden auf der ganzen Welt Anwendung und wir verfügen über sehr erfolgreiche Referenzen in den verschiedensten Ländern, wie z. B. Neuseeland, Kolumbien, Russland, Indien, Schottland, Griechenland, Rumänien, Algerien, Tunesien, Singapur, Marokko, Dubai, Oman, Malaysia, Thailand und sogar Mauritius.
Es kommt nicht oft vor, dass ein Abwasseranlagenbauer unserer Größe in so vielen Ecken der Welt aktiv ist. Der Hauptgrund hierfür ist allerdings, dass wir in der Lage sind, unseren Kunden Lösungen zu einem Preis-Leistungs-Verhältnis anzubieten, welches kein lokaler Dienstleister im Bereich der Abwasserbehandlung bieten kann.

Wie gehen Ihr Unternehmen und seine Mitarbeiter kurzfristig mit der Coronakrise um?
Ich denke, auf sehr professionelle Art und Weise. Einige Mitarbeiter arbeiten im Homeoffice, stehen aber nach wie vor in engem Austausch mit den Kollegen, die weiterhin im Büro arbeiten.
Unsere Fertigungs- und Service-Teams arbeiten in Schichten, um das Infektionsrisiko zu reduzieren. Unsere Einkaufsabteilung unternimmt große Anstrengungen die Lieferketten sicherzustellen, während unsere kaufmännische Abteilung unseren Kunden dabei hilft, die ihrigen sicherzustellen. Die Bereiche Marketing sowie Forschung und Entwicklung nutzen die Zeit, neue Ideen und Konzepte zu entwickeln.
Wir sind uns unserer Verantwortung als Dienstleister und Betreiber von Abwasseranlagen und damit als systemrelevantes Unternehmen bewusst und nutzen die Zeit ebenfalls dazu, unsere Marktposition zu stärken.

Welche Erwartungen hat WEHRLE langfristig gesehen für das kommende Jahrzehnt in Bezug auf Projekte, Entwicklungen, F&E, etc.?
WEHRLE ist in solch starken Wachstumsmärkten wie der Abfallverwertung, der Abwasserreinigung und der Wasserwiederverwendung vertreten.
Für viele Applikationen in diesen Bereichen sind wir Technologieführer und bieten unseren Kunden modernste Behandlungskonzepte. Besonders Industriekunden wollen sich auf die Produktion konzentrieren, statt sich um die Behandlung ihrer Abwässer oder Abfälle zu sorgen. Wir bieten Lösungen, die ihnen dabei helfen, ihren Wasser- und CO2-Fußabdruck auf einfache und nachhaltige Weise zu reduzieren.
Es wird erwartet, dass die Nachfrage nach dieser Art von Anwendungen steigt und wir sind bereit, diese Nachfrage zu befriedigen, indem wir unsere bewährten Lösungen anbieten.
Gleichzeitig erweitern wir weiter unser Technologieportfolio, beispielsweise mit der Rückgewinnung von Wertstoffen aus Industrieabfällen oder der Rückgewinnung von Phosphor aus Klärschlammasche zur Verwendung als Düngemittel. Unsere Mitarbeiter im Bereich F&E arbeiten an innovativen Lösungen, die neue Möglichkeiten eröffnen und der Industrie neuartige Lösungen bieten werden.

Herr Körner, zum Abschluss noch eine Frage: Auf welches Projekt, das Ihre Firma in den letzten Jahren realisiert hat, sind Sie aufgrund seiner Bedeutung besonders stolz?
Diese Frage ist schwierig zu beantworten, da viele Projekte, die WEHRLE realisiert, alles andere als gewöhnlich sind.
Mir fällt eines unserer neuesten Projekte ein, bei dem wir so etwas Einfaches wie kommunale Abwässer behandeln, allerdings in einer Stadt namens Pevek, welche am nördlichen Polarkreis nördlich von Sibirien liegt und damit extreme klimatische Bedingungen mit sich bringt. Dies ist sicherlich kein Standard-Projekt.
In Thailand haben wir gerade eine Anlage gebaut, welche eine komplexe Kombination von Sickerwasser und verschiedenen Industriebabwässern behandelt und in England haben wir es geschafft, dass ein Biodiesel-Produzent Abwasser aus drei sehr unterschiedlichen Abwasserströmen mit schwankenden Abwassereigenschaften aufbereiten kann.
In Deutschland beginnen wir mit dem Bau unserer ersten dezentralen Klärschlammverbrennungsanlage, welche ein Meilenstein für diese Applikation in Europa sein wird.
Das wohl bedeutendste Projekt in Spanien ist die MBR-Anlage zur Behandlung von Sickerwasser der Deponie Artigas in Bilbao. Die Anlage hat seit ihrer Inbetriebnahme vor 15 Jahren mehr als 8 Millionen Kubikmeter Sickerwasser gereinigt. Was Lateinamerika betrifft, so sind wir sehr stolz, den ersten MBR für die Behandlung von Sickerwasser in Kolumbien für die Deponie La Pradera in Medellín geliefert zu haben.