04.11.2019
Zentralbereich

Phosphor-Rückgewinnungsstrategie als Schlüssel für die Zukunft

Emmendingen, den 31.10.2019
Alexander Schoch traf sich zum Informationsgespräch mit Vorstand Heiner Steinberg und Dr. Kornmayer aus der Entwicklungsabteilung der Energietechnik des Wehrle-Werks. Das Wehrle-Werk hat sich in den letzten Jahren in der Abfallbehandlung und der Gülle- und Gärrestaufbereitung von Industrieanlagen weltweit einen Namen gemacht.

Alexander Schoch stellte die Phosphorrückgewinnungsstrategie des Landes vor, die sich bereits seit 2012 bei der Phosphorgewinnung aus Klärschlamm engagiert. Eine wichtige Rolle spielt in der Strategie die vom Land finanzierte großtechnische Anlage auf der Kläranlage des Abwasserzweckverbandes Offenburg, die Phosphor aus Klärschlamm rückgewinnt.
Da der Klärschlamm zwar wertvolle Pflanzennährstoffe wie Phosphor, aber auch umwelt- und gesundheitsgefährdende Schadstoffe enthält soll die Landwirtschaft beim Düngen auf Klärschlamm verzichten.
Aufgrund der weiter wachsenden Erdbevölkerung, der Abhängigkeit von wenigen Lieferländern und der steigenden Verunreinigungen von Rohphosphaten muss die langfristige Versorgung mit Phosphor jedoch sichergestellt sein.

Deshalb hat das Ministerium für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württemberg eine Phosphor-Rückgewinnungsstrategie für Baden-Württemberg erarbeitet. Im Oktober 2012 wurde sie der Öffentlichkeit vorgestellt. Um die Versorgung mit Phosphor sicherzustellen, empfiehlt die Strategie, sekundäre Rohstoffquellen zu nutzen. Eine wichtige sekundäre Rohstoffquelle für Phosphor als Recyclingdüngemittel ist der Klärschlamm.
Neben der nasschemischen Phosphorrückgewinnung aus Klärschlamm wie in Offenburg wird auch die Rückgewinnung aus Klärschlammaschen in verschiedenen Verbrennungsanlagen untersucht, mit dem Ziel eine möglichst hohe Rückgewinnungsquote zu erreichen.
Mit der Novellierung der Klärschlammverordnung von 2017 wird der Druck auf die kommunalen Kläranlagen erhöht, da für die größenklassenabhängig ein Phosphor-Recycling in den Wirtschaftskreislauf ab 2029 verpflichtend ist. Hier können die Technologien von WEHRLE sicherlich große Dienste erweisen.

WEHRLE verfolgt einen dezentralen Ansatz zur thermischen Klärschlammverwertung in kleineren und mittleren Anlagen, so dass der in Kläranlagen produzierte Klärschlamm lokal zu phosphorangereicherte Asche umgesetzt wird, ohne lange Lkw-Transportwege. Auch der produzierte Phosphor-Dünger soll möglichst vor Ort eingesetzt werden. Somit könnte dieser Ansatz mit regionaler Wertschöpfung und Reduktion des gesamt CO2-Abdrucks Modell für weitere Regionen in Deutschland stehen.
WEHRLE untersucht mit weiteren Partnern aus Baden-Württemberg im BMBF-geförderten RePhoR-Forschungsprojekt nach Möglichkeiten, Schwermetalle im Prozess abzureichern (also den Anteil an Schwermetallen senken) und die Pflanzenverfügbarkeit des Phosphors zu verbessern, um Phosphorasche direkt als Pflanzendünger einsetzen zu können. Konkret könnte bei Fortführung des BMBF-Projekts eine Pilotanlage zur thermischen Verwertung und Phosphor-Rückgewinnung im relevanten technischen Maßstab am Kläranlagenstandort des AZV Staufener Bucht in Grezhausen realisiert werden. 

Quelle: Pressemitteilung Nr. 96/2019 // Veröffentlicht am