10.08.2018
Zentralbereich

"Wow, was für ein Teil!"

Spezialanfertigungen: Pendel und Weltkugel für die Marktrechtsfeiern haben Auszubildende vom Wehrle-Werk hergestellt.

Das Pendel hängt am Markgrafenschloss – als wäre das schon immer so gewesen. Wäre da nicht die Bühne davor, das Arbeitsmaterial, das Bauhofteam, die zeigen: Hier tut sich was. Und zwar für das Theaterspiel zum Marktjubiläum am 11./12. August. Hergestellt haben das Pendel Auszubildende vom Wehrle-Werk.

"Dieter Neuhaus ist schuld, dass wir das brauchen", sagt Kultur-Fachbereichsleiter Hans-Jörg Jenne. Neuhaus ist Autor und Regisseur des Marktspiels, die künstlerische Seite liegt bei Andras Kemmerzehl. Und beide hatten die Idee mit dem Pendel. Eine grobe Skizze wurde gemacht: So hätten wir’s gern. Aber woher kriegen? Jenne fiel sofort das Wehrle-Werk ein. Es war nicht die erste Kooperation – und so, wie er sie beschreibt, dürfte es nicht die letzte sein. "Man könnte ja meinen, ein Industrieunternehmen hat anderes zu tun als solche künstlerischen Fürze umzusetzen", sagt Jenne. Aber weit gefehlt: Die Unternehmensspitze, Volker und Heiner Steinberg, ließen sich gern begeistern und die Auszubildenden um Norbert Buser anstecken: "Es hat Spaß gemacht, war mal was Neues", sagt Industriemechaniker Niclas Schmitt.

Auf dem Marktplatz wird es ebenfalls ein Wehrle-Stück geben: eine Weltkugel, die auf den Marktbrunnen montiert wird. Jenne hatte nochmals ganz vorsichtig angefragt, wie er erzählt – und war vom Ergebnis begeistert: "Wow, was für ein Teil!" Für ihn steht diese Erdkugel zugleich für ein globales, vernetztes Denken, dafür, dass die Welt mit all ihren Problemen zusammengewachsen ist – und deshalb fragte er gleich, ob diese Weltkugel nicht auf Dauer auf dem Marktplatz installiert werden könnte; allerdings gehöre sie dem Wehrle-Werk.

Bei den Bereichsleitern Robert Körner und Wolfgang Schumacher rannte er mit seiner Idee offene Türen ein. "Das Wehrle-Werk ist ein Teil der Stadt", sagt Robert Körner. "Wir legen großen Wert auf die Ausbildung – und es ist schön anzusehen, dass die Ergebnisse nicht in der Schublade verschwinden." Das Material – beide Teile wiegen etwa 450 Kilogramm – hat das Unternehmen gesponsert. Detailplanung und Herstellung waren Aufgabe des fünfköpfigen Teams, das zwei Wochen lang daran gearbeitet hat; die meisten kommen jetzt in ihr zweites Ausbildungsjahr. Alles ist Spezialanfertigung: Blechformate mussten auf Maß gebracht werden; auch die Symbolschilder wurden einzeln aus Blech herausgebrannt, erklärt Wehrle-Ausbilder Norbert Buser.

Das Pendel am Schloss schwebt sozusagen über der Bühne. Der Zeiger hat vier Meter Länge, die Skala unten ist fünf Meter breit.Es ist ein Symbol, man könne mit ihm die Zeit anzeigen wie eine Sonnenuhr – oder auch das Gewicht, die Bedeutung menschlicher Themen, die bildhaft auf dem Balken montiert werden. Mehr will Dieter Neuhaus nicht verraten.

Text von Sylvia-Karina Jahn (Badische Zeitung)